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28. August 2024

"Das betrifft uns nicht - nur die Großen" - Ein gefährlicher Trugschluss in der Cybersicherheit

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Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht über einen Cybervorfall berichtet wird. Die mediale Aufmerksamkeit richtet sich aber meist nur auf Vorfälle bei Großkonzernen wie Varta oder Thyssenkrupp. Sicherheitsvorfälle im Mittelstand hingegen finden selten überregionale Beachtung, obwohl diese Firmen das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden. Diese selektive Berichterstattung könnte den Eindruck erwecken, dass kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) für Cyberkriminelle weniger interessant sind und daher seltener angegriffen werden. Doch genau diese Annahme ist trügerisch. Die geringere Sichtbarkeit in der Medienlandschaft sollte KMU nicht in Sicherheit wiegen.  

Ganz im Gegenteil: KMU verwalten äußerst sensible Daten und stellen oft aufgrund von niedrigeren Sicherheitsvorkehrungen leichtere Ziele für Angreifer dar. Sie sind zudem als Zulieferer eine vielversprechende Schwachstelle im Sicherheitsnetzwerk größerer Unternehmen. Die weit verbreitete Ansicht, dass nur große Unternehmen lukrative Ziele sind, ist also irreführend und kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.  

In diesem Artikel beleuchten wir die Herausforderungen, denen sich KMU im Bereich der Cybersicherheit stellen müssen, denn es ist unbestreitbar, dass auch sie sich im Visier von Cyberkriminellen befinden. Anhand eines konkreten Beispiels veranschaulichen wir Ihnen die verheerenden Folgen eines Cyberangriffs. Darüber hinaus geben wir Ihnen praxisnahe Empfehlungen, wie Sie Ihr KMU bestmöglich vor potenziellen Cyberangriffen schützen können. 

Inhalte:

  1. Diesen Herausforderungen müssen sich KMU stellen
  2. So verheerend kann ein Cyberangriff sein
  3. Proaktives Handeln für eine sichere Zukunft des KMU
  4. Fazit

Diesen Herausforderungen müssen sich KMU stellen

Das BSI weist in seinen Publikationen immer wieder darauf hin, dass viele kleine und mittelständische Unternehmen, die im Zuge der Digitalisierung entstanden sind, nicht ausreichend gegen die Gefahren im Cyberraum gewappnet sind und häufig die Schwere der Folgen eines externen Angriffs unterschätzen. Unsere Praxiserfahrung sowie die Vorfälle der letzten Jahre bestätigen diese Beobachtung. Es gibt einige Herausforderungen, denen sich KMU stellen sollten:  

Digitalisierung & Komplexität

Der Markt entwickelt sich unaufhaltsam in einem schnelllebigen Tempo weiter, und auch die Konkurrenz bleibt nicht untätig. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen KMU daher verstärkt auf eine schnelle Digitalisierung ihrer Prozesse und Geschäftsmodelle. Doch diese digitale Transformation bringt nicht nur Vorteile mit sich. Mit dem vermehrten Einsatz technischer Systeme, wächst auch die potenzielle Angriffsfläche für Cyberkriminelle. Gleichzeitig wird es zunehmend anspruchsvoller, die Komplexität der digitalen Infrastruktur zu managen und den Überblick zu bewahren.  

Faktor Mensch

Eine der größten Herausforderungen in der Cybersicherheit ist der Mensch. Viele KMU verfügen oft weder über eine eigene IT-Sicherheitsabteilung noch über spezialisierte Fachkräfte, die umfassend mit den vielfältigen Aspekten der IT-Sicherheit vertraut sind. Dadurch werden Sicherheitslücken nicht rechtzeitig erkannt und präventive Standardmaßnahmen werden vernachlässigt oder bleiben ungenutzt. Darüber hinaus stellen Mitarbeitende das schwächste Glied in der Sicherheitskette dar - sei es aufgrund mangelnden Know-hows, Unachtsamkeit oder gezielter Manipulation. Eine unzureichende Sensibilisierung führt dazu, dass Bedrohungen wie Phishing-Mails häufig unterschätzt und nicht angemessen gehandhabt werden.

Fehlende Struktur & Verantwortlichkeiten

Ein weiteres drängendes Problemfeld, mit dem sich KMU auseinandersetzen müssen, ist das Fehlen klarer Strukturen und Verantwortlichkeiten. Oft mangelt es an etablierten Prozessen für ein effektives Bedrohungs-, Risiko- und Krisenmanagement. Ohne vordefinierte Abläufe und eindeutige Zuständigkeiten bleibt unklar, wer im Ernstfall welche Rolle übernimmt, und welche Pflichten jeder Mitarbeitende trägt. Dieses Defizit reicht häufig bis in die Führungsebene, bei der das Bewusstsein für die zahlreichen Sicherheitsrisiken oft unzureichend ausgeprägt ist. Diese Versäumnisse können im Ernstfall wertvolle Zeit kosten und die Reaktionsfähigkeit erheblich einschränken.  

Handlungsdruck durch Vorgaben der Lieferkette 

Die enge Vernetzung und Abhängigkeit von Unternehmen im Zuge der Globalisierung bringt neue Gefahren mit sich, da Bedrohungen auch vor Lieferketten nicht Halt machen. Bereits eine einzige Schwachstelle innerhalb der Lieferkette kann ausreichen, um ein Produktionsnetzwerk zu kompromittieren und die gesamte Produktion zum Stillstand zu bringen. Gleichzeitig steigen die Kundenerwartungen an die Sicherheitsstandards ihrer Zulieferer. Das ist für den Vertrauensaufbau ein entscheidender Aspekt. Mit neuen Gesetzen wie der NIS2 Richtlinie werden Großunternehmen die Sicherheitsanforderungen nun entlang ihrer gesamten Lieferkette weiterreichen. Das zwingt KMU, die oft als Zulieferer fungieren, dazu, angemessene Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um Wettbewerbsnachteile zu vermeiden.

So verheerend kann ein Cyberangriff sein

Die beschriebenen Herausforderungen verdeutlichen eindringlich, wie essenziell es ist, sich mit der eigenen Cybersicherheit auseinanderzusetzen. Anhand eines Szenarios möchten wir Ihnen musterhaft veranschaulichen, welche schwerwiegenden Folgen ein Ransomware-Angriff für ein mittelständisches Maschinenbau-Unternehmen haben kann.  

Stellen Sie sich vor, Sie beginnen wie gewohnt Ihren Arbeitstag und widmen sich Ihren Aufgaben. Während im Hintergrund, ohne dass Sie etwas mitbekommen haben, die unsichtbare Bedrohung wirkt. Unbemerkt hat sich ein Hacker, z.B. über eine Schwachstelle, Zugang zu den Firmensystemen verschafft und spioniert diese schon länger aus. Sobald er genügend Zugriffsprivilegien hat, leitet er seinen Angriff ein. An diesem Tag ist es so weit: er initiiert den Angriff. Plötzlich bemerken Sie, dass Ihr Rechner und die Produktionsnetzwerke Ihrer Mitarbeitenden funktionsunfähig sind. Auf den Bildschirmen der Steuerungsrechner erscheint lediglich eine Nachricht der Erpresser mit einer Forderung nach Lösegeld. 

Natürlich sind Sie und alle anderen erstmal geschockt. Sie, als Mitglied der Führungsebene, stehen nun vor der Herausforderung, zu entscheiden, wie am besten vorgegangen werden soll. Da solch ein Fall bisher noch nicht eingetreten ist, kontaktieren sie die Polizei. Nach Rücksprache mit Polizei und Staatsanwaltschaft wird beschlossen, das geforderte Lösegeld nicht zu zahlen. IT-Spezialisten sind nun gefordert, die Schadsoftware von sämtlichen Systemen zu entfernen und die Daten aus den Backups wiederherzustellen. Bis dieser Prozess abgeschlossen ist, ruht die Produktion, und viele Mitarbeitende können Ihrer Arbeit nicht nachgehen.  

Darüber hinaus können die IT-Experten nicht ausschließen, dass auch sensible Daten, möglicherweise vertrauliche Betriebsgeheimnisse von Vertragspartnern, entwendet wurden. Diese müssen vorsorglich darüber informiert werden. Neben den finanziellen Schäden kann ein solcher Vorfall auch zu einer tiefgreifenden Vertrauenskrise führen. Der bisher tadellose Ruf des Unternehmens kann erheblichen Schaden nehmen, was im schlimmsten Fall dazu führen kann, dass Kunden sich abwenden und die Umsätze sinken. Ein einziger Ransomware-Angriff kann somit die Existenz Ihres mittelständischen Unternehmens ernsthaft gefährden. 

Proaktives Handeln für eine sichere Zukunft des KMU

Um solch ein Szenario zu vermeiden, gilt wie immer die Devise: Prävention ist besser als Reaktion. Anstatt unvorbereitet reagieren zu müssen, sollten Sie frühzeitig Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, um potenzielle Risiken auf ein akzeptables Niveau zu senken. Neben der Implementierung technischer Sicherheitsvorkehrungen ist es entscheidend, auch in die Schulung der Mitarbeitenden zu investieren.  

Durch gezielte Vorbereitungsmaßnahmen können Sie nicht nur Cyberangriffe effektiver abwehren, sondern auch die Resilienz Ihres Unternehmens stärken und nachhaltig wettbewerbsfähig bleiben. In einem unserer letzten Beiträge „Cyberhygiene im Kontext der NIS-2 Richtlinie“ haben wir Ihnen bereits neun Best Practices vorgestellt, die Ihre IT-Abteilung routinemäßig umsetzen sollte. Besonders hervorheben möchten wir nochmals diese Basics für mehr Cybersicherheit: 

Etablierung einer Sicherheitskultur

Etablieren Sie eine Unternehmenskultur, in der Cybersicherheit als gemeinschaftliche Verantwortung wahrgenommen wird. Dies kann z.B. durch regelmäßige Awareness-Schulungen und Phishing-Simulationen erreicht werden.  

Identifizierung schützenswerter Unternehmenswerte

Führen Sie eine Bestandsaufnahme und Schutzbedarfsfeststellung der Unternehmenswerte durch. Eine gründliche Risikoanalyse ist unerlässlich, um Ihre Schutzziele präzise festzulegen und anschließend angemessene Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren.

Erstellung eines IT-Notfallplans

Erstellen Sie für den Ernstfall einen IT-Notfallplan mit einer klaren Rollenverteilung. Ein strukturierter Notfallplan gewährleistet, dass alle Beteiligten wissen, welche Schritte und welche Rollen im Ernstfall zu unternehmen sind. Eine schnelle Reaktionsfähigkeit ist von unschätzbarem Wert. 

Durchführung von Backups

Führen Sie regelmäßig Datensicherungen durch, um Datenverlust zu vermeiden. Das ermöglicht im Ernstfall eine schnelle Wiederherstellung der Systeme. Was Sie bei der Erstellung eines Backup-Konzepts beachten sollten, erfahren Sie hier.

Fazit

Für KMU ist die Investition in Cybersicherheit weit mehr als ein bloßer Schutzmechanismus, sondern auch ein entscheidender Faktor für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt. Kunden erwarten, dass ihre Daten bei Ihnen sicher sind - verspielen Sie diesen wertvollen Vertrauensvorteil nicht. Machen Sie Cybersicherheit zum integralen Bestandteil Ihrer Geschäftsstrategie, denn spätestens entlang der Lieferkette werden Sie dazu gezwungen sein, sich intensiver mit der Sicherheit Ihrer IT-Landschaft auseinanderzusetzen. Wer also dem Irrglauben verfällt, KMU seien keine lukrativen Ziele für Angriffe, und nicht proaktiv handelt, setzt nicht nur finanzielle Ressourcen aufs Spiel, sondern gefährdet auch die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. 

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